Der Castor rollt. Für Greenpeace heißt das: Ausnahmezustand. Am Mittwoch um 16.00 Uhr, vor mittlerweile 100 Stunden, hat sich der Atommüll-Zug in Bewegung gesetzt und damit begann der Höhepunkt unserer aktuellen Kampagne “Ausstieg aus Gorleben”. Schlagartig wurde es leer im Büro. Wer nicht offiziell als Kampaigner oder Pressesprecher im Wendland dabei ist, machte sich ehrenamtlich auf den Weg. Bis auf wenige Ausnahmen.
Unsere gute Fee Ruth kam am Mittwoch mit Sack und Pack ins Büro. Beladen mit Isomatte, Schlafsack, Kleidung, Nudeln, Käse, Brot, Aufstrich, Keksen, Nüssen und guter Stimmung verkündetete sie, das Büro nicht eher zu verlassen, bis der Castor da sei. Und seitdem nimmt sie – mit Hilfe von einigen Ehrenamtlichen – Infos über den Standort des Castors und alle News rund um den Transport entgegen. Der häufigste Satz nach einem Telefonat von Ruth in den letzten Tagen war wohl: “Hast du das mitbekommen, Sara? Kannste twittern!” Meist tippe ich schon mit, während sie noch telefoniert – damit wir alle Castorgegner so schnell wie möglich über alle Medien erreichen können.
Nur drei Räume sind jetzt am Wochenende hier im Büro noch erleuchtet. Die Küche, unser Büro und die Redaktion, in der ebenfalls rund um die Uhr Anja, Beate, Sigrid, Viktoria oder Malte auf Facebook posten, twittern, Bilder und Videos hochladen, Artikel schreiben. Oder, wenn es mal ruhiger ist, über die Aktion mit dem Bierlaster vom letzten Castortransport lachen.
In einigen Momenten, wenn Blogeinträge oder Videos bei uns eintreffen, in denen die gute Stimmung auf der Demo eingefangen wird, ist es wirklich schade, dass wir nicht dabei sein können. Wenn das leckere Essen der Volxküche gelobt wird, wenn ich die Kollegen live vor Ort im Fernsehen sehe oder Mails bekomme wie diese: “Du solltest hier sein: Geilste Elektromucke auf’m Feld, raven gegen Castor”.
Dann wiederum, wenn von Wasserwerfern und Einsatz von Tränengas die Rede ist, wenn ich die Bilder von Ausschreitungen sehe, bin ich doch froh, nicht dort zu sein. Außerdem haben wir hier das Privileg, direkt zurückgespiegelt zu bekommen, wie viele Leute da draußen auf unserer Seite stehen und sich über unseren Einsatz gegen diesen illegalen Castortransport freuen. Vor allem, als gestern die Aktion von Greenpeace-Aktivisten bekannt wurde, die sich an Bahngleise gekettet hatten, gab es so viele begeisterte Kommentare auf Facebook, dass wir mit dem Lesen kaum hinterherkamen. Hier ein kleiner Auszug:
Der Castor rollt und Greenpeace hält euch auf dem Laufenden: Über Twitter, über Facebook, über unsere Website und mit einem aktuellen Online-Paper. Wie im vergangenen Jahr ist unsere Homepage für ein paar Tage nur auf den Castor eingestellt – und sieht entsprechend anders aus.